Österreichs erstes Re-Use-Kaufhaus sperrt auf

Ob Möbel, Kleidung oder Dekor-Gegenstände: Wiederverwerten steht hoch im Kurs. „Re-Use“, so der englische Begriff, steht für Nachhaltigkeit und Umweltschutz, da es um sorgsamen Umgang mit Ressourcen geht.

In Villach wird nun der nächste Schritt gesetzt: Mitten in der Innenstadt sperrt nach eineinhalb Jahren Vorarbeit Österreichs erstes „Re-Use“-Kaufhaus auf. Es wird „ReVilla“ heißen. Als Ort dient eine 270 Quadratmeter große Geschäfts-fläche in der Bahnhofstraße beim Hotel Mosser. Dort hatten sich zuletzt ein „Pleamle“-Outlet und davor ein Möbelgeschäft befunden. Die Eröffnung ist für 13. Dezember geplant.

Idee mit Expansions-Potenzial

Betreiber des „Re-Use“-Kaufhauses ist der Verein “unruhestandAKTIV“, dessen Obfrau Renate Schlatter mit dem Team, bestehend aus Silvia Wirnsberger, Herbert Gaggl und Alexander Kastiunig, zeigen möchten, dass „cool aufbereitete Ware, überwiegend im Vintage-Chic, zeitgemäß ist und einen Markt hat“, wie Schlatter sagt. Neben einem umfangreichen Angebot von gebrauchten Waren aus Industrie, Handel und von privaten Haushalten können sich auch Gewerbe-treibende mit nachhaltigen Produkten sowie Recycling/Upcycling-Werkstätten als Shop-im-Shop einmieten. „Kooperationen mit Bildungsinstituten zur Bewusst-seinsbildung, sowie Partnerschaften mit soziallökonomischen Betrieben als Dienstleistungspartner sind auch Teil des Konzeptes“, sagt Schlatter. Vorerst sperrt das Kaufhaus als „Pop-Up“ für ein halbes Jahr auf. Sollte sich zeigen, dass die Idee räumliches Entwicklungspotenzial hat, sei man gerne bereit, in eine größere Geschäftsfläche in der Villacher Innenstadt umzuziehen.

Öffentliche Hand fördert nachhaltige Idee

Die Stadt Villach und das Land Kärnten unterstützen das Projekt mit jeweils 6500 Euro. Landesrätin Sara Schaar: „Kärnten geht mit dem ersten Re-Use-Kaufhaus Österreichs, das in Villach seine Pforten öffnet, einen nachhaltigen Weg und setzt ein starkes Zeichen gegen das Wegwerfen und Verschwenden und für das Wiederverwerten. Das kommt im Sinne einer Kreislaufwirtschaft nicht nur der Umwelt zugute, sondern entlastet auch die Geldtaschen der Re-User.“ 

Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen

Für Villachs Bürgermeister Günther Albel passt das Re-Use-Projekt „perfekt zu Villach. Als nachhaltigste Stadt Österreichs ist es uns ein besonderes Anliegen, gegen die Wegwerfgesellschaft aufzutreten.“ Das Kaufhaus sei eine großartige Ergänzung zu bereits gesetzten Schritten. Albel nennt das Verbot für Einweg-plastik bei Großevents wie dem Villacher Kirchtag, oder die Anschaffung eines Geschirrmobils für Veranstaltungen bis rund 300 Gäste, oder auch das beliebte Gebrauchtmöbellager der ARGE Sozial. „Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen ist ein Gebot der Stunde“, sagt Albel. „Villach will und wird dabei Vorreiter sein.“

Wegwerfverhalten überdenken

Vizebürgermeisterin und Nachhaltigkeitsreferentin Irene Hochstetter-Lackner freut sich, dass die Villacher Initiative einen europaweiten Trend aufnimmt: „Funktionsfähige Geräte erneut zu nutzen, anstatt sie wegzuwerfen, ist in. Dadurch reduziert sich die Müllmenge und es werden neue Jobs geschaffen. Eine Win-Win-Situation.“ Generell appelliert sie an die Villacherinnen und Villacher, das individuelle Wegwerfverhalten zu überdenken: „Muss wirklich alles neu gekauft werden oder würde eine kleine Reparatur genügen?“ Sollte Wegwerfen tatsächlich die einzige Option sein, bittet Hochstetter-Lackner, das Mülltrennungsprinzip zu beachten und auf die ausgezeichnete Entsorgungs-Infrastruktur in Villach zurückzugreifen, die auf drei Säulen steht:

  • Sammelbehälter bei den Wohnhäusern (Altpapier, Plastikflaschen/Metall-, Getränkeverpackungen, Bioabfall und Hausmüll)
  • Altstoffsammelstellen für Verpackungsglas und Altkleider sowie
  • das Altstoffsammelzentrum für Alt- und Problemstoffe in der Drauwinkelstraße, das von den „Villacher Saubermachern“ betreut wird.   
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